Infos

KLASSE: SÄUGETIERE
ORDUNG: NAGETIERE (RODENTIA)
FAMILIE: HÖRNCHEN (SCIURIDAE)
GATTUNG: HÖRNCHEN (SCIURUS)

Systematik

Aus der Familie der Hörnchen (Sciruriade) sind in Deutschland drei Gattungen beheimatet. Unser Eichhörnchen zählt zu den Sciurus. Diese Form der Hörnchen sind echte Baumbewohner und halten sich nur zur Nahrungssuche am Boden auf. Das Verbreitungsgebiet umfasst die Mittelmeerküste bis zum Polarkreis, Nord- und Ostasien, Korea, den Norden Chinas und ganz Europa. Am häufigsten trifft man das Europäische Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) in Mitteleuropa an. Durch die Einführung des Grauhörnchens in England ist es dort mittlerweile leider fast ausgestorben.

Ein kupferrotes Exemplar

Lebensraum

Als echte Baumbewohner bevorzugen Eichhörnchen lichte Wälder und alten Baumbestand.  Um ihren ausgeprägten Appetit stillen zu können sind Eichhörnchen auf alten Baumbestand mit ausreichender Samenproduktion angewiesen. Wo keine Bäume stehen, wird man auf Eichhörnchen nicht treffen. Aufgrund fortschreitender Abholzungen suchen sich aber auch die Kobolde der Wälder neue Lebensräume. So sind sie heute oft in Parkanlagen und Gartensiedlungen anzutreffen. Überall wo ausreichend Klettermöglichkeiten und Sämereien vorhanden sind lassen sich die niedlichen Tierchen nieder. Wer glaubt sie können Flüsse und Seen nicht überwinden, der irrt ! Eichhörnchen sind hervorragende Schwimmer. 

Von Natur aus sind sie Einzelgänger und leben bis auf die Zeit der Paarung lieber alleine. Ihre Nester beziehen sie einzeln und verteidigen diese auch im Notfall vehement. In das Revier eindringende Artgenossen werden vertrieben und nur zur Fortpflanzung geduldet. Während der Aufzucht ihrer Jungen sind Eichkatzen etwas aggressiver gegenüber Artgenossen und beißen diese auch gerne mal weg. 

Wenn die Paarungszeit Ende Januar beginnt sind Eichhörnchen kontaktfreudiger und suchen ihresgleichen. Mit etwa 8-11 Monaten erreichen sie die Geschlechtsreife und schauen sich in fremden Revieren um. Es sind besonders die Eichkater, die nun in andere Gefilde eindringen und sich auf die Jagd nach paarungsbereiten Weibchen begeben. Diese versuchen zunächst den Eindringling loszuwerden und laufen davon. Wenig beeindruckt geben Eichkater so lange nicht auf, bis sie zum Zug kommen. Der Eichkater folgt der Dame bei seinen Annäherungsversuchen quer durch das Geäst und gibt dabei immer wieder „Wuck-Wuck“ Laute von sich, um die Angriffslust der Eichkatze zu unterdrücken. Es braucht mitunter ein paar Tage Geduld, bis das Weibchen zur Paarung bereit ist. Ist das Eis erst gebrochen beziehen beide das Hauptnest des Weibchens und leben dort zunächst friedlich miteinander. Bis zur Begattung dauert es nun nicht mehr lange. Dabei umklammert der Eichkater die Lenden des Weibchens und dringt in sie ein.Kurz vor der Geburt muss er den Kobel allerdings wieder verlassen.  

Frisch geborene Eichhörnchen
Schon fast groß 🙂

Nach durchschnittlich 38 Tagen erblicken 3 bis 6 Jungtiere das Licht der Welt. Sollte Gefahr drohen oder der Kobel verschmutzt sein, zieht die Mutter mitsamt den Jungen in ein anderes Nest um. Dazu werden die Jungtiere von der Mutter mit einigen Pfotenstrichen in die Tragstarre gebracht. Anschließend packt die die Kleinen mit den Zähnen an der Bauch- und Flankenhaut und transportiert sie zum neuen Heim.

Sechs bis neun Wochen werden die Jungen nun gesäugt. Mit etwa 11-12 Wochen werden sie selbstständig und verlassen den mütterlichen Kobel. Die junge Mutter ist bereits während der Säugezeit wieder empfängnis- und paarungsbereit. Aus diesem Grund werden die Jungen manchmal etwas vorzeitig aus dem Nest vertrieben um Platz  für einen neuen Wurf zu schaffen. Leider kommt es auch manchmal vor, dass die Mutter die Jungen aus Platzmangel tötet.

Das Haarkleid

Sommeröhrchen ....
... und Winteröhrchen

Dank seines buschigen Schwanzes ist das Eichhörnchen leicht von anderen Waldbewohnern zu unterscheiden. Die Fellfarbe des Eichhörnchen variiert von hellem Beige über Rotbraun bis hin zu fast Schwarz. Allen gemeinsam ist das unverwechselbare weiße Bauchfell.  Zweimal jährlich wechselt das Eichhörnchen sein Haarkleid. Der erste Fellwechsel findet im Frühjahr, der zweite im Herbst statt. Lediglich mit dem Winterfell bilden sich die possierlichen typischen Ohrpuschelchen aus. Weibliche Tiere, die Eichkatzen, durchlaufen den Fellwechsel schneller Eichkater, denn bei ihnen muss der Prozess bis zur Geburt der Jungtiere abgeschlossen sein.
Der Fellwechsel beginnt im Frühjahr immer am Kopf, geht über den Nacken , Rücken und die Hinterläufe bis hin zur Schwanzspitze. Der Herbst-Haarwechsel verläuft genau entgegengesetzt und beginnt am Körperende. 

Ausgeprägte Vibrissen auch am Arm

Das Winterfell wirkt aufgrund der vielen Wollhaare etwas stumpfer, hält dafür aber flauschig warm. Auch die Handinnenseiten und Fußsohlen sind im Winter behaart und schützen das Eichhörnchen zusätzlich vor kalten Temperaturen.

An Augen, Beinen, Füßen, Bauch, der Schnauze und der Schwanzwurzel befinden sich die Tasthaare der Eichhörnchen. Sie werden auch Vibrissen genannt und dienen der Orientierung im Dunkeln ebenso wie dem räumlichen Erkennen. Die Anzahl der auf dem Körper befindlichen Tasthaare liegt zwischen 55-75 Stück, wobei nur die längsten Tasthaare durch das Haarkleid sichtbar sind.

Alter, Größe & Gewicht

Eichhörnchen sind Nesthocker und bei der Geburt gerade mal so schwer wie ein Stückchen Würfelzucker. Ganz 8 Gramm bringen die nackt, blind und taub geborenen Jungtiere auf die Waage. Frisch geborene Eichhörnchenbabys sind etwa daumengroß und von der Mutter bis etwa zur 12. Lebenswoche abhängig. Ausgewachsene Eichhörnchen erreichen ein Körpergewicht von 210 bis 450 Gramm. Ohne Schwanz beträgt die Körperlänge ca. 20-25cm, dieser kommt mit etwa 20 cm noch hinzu. In der Regel werden Eichkater größer und schwerer als Eichkatzen. Auch sind schwarze Eichhörnchen größer und schwerer als die roten Artgenossen. 

Der Schwanz

Im Leben unserer Eichhörnchen hat der Schwanz eine besondere Bedeutung. Er dient zum Wärmen, wird aber auch als Steuer beim Springen eingesetzt. Der Eichhörnchenschwanz hilft außerdem bei der Kommunikation mit Artgenossen und dient als Stütze beim Sitzen. Einzelne Schwanzhaare erreichen gerne eine Länge von bis zu 10 cm.

Augen, Ohren ,Nase

Eichhörnchen verfügen durch ihre seitlich am Kopf sitzenden Augen über ein weites Gesichtsfeld. Sie sind hervorragend ausgebildet und können Distanzen sehr gut abschätzen. Die Sehkraft der Eichhörnchen nimmt im Dunkeln jedoch stark ab, auch Farben können sie nicht allzu gut wahrnehmen. Um die Sehsschwäche bei wenig Licht auszugleichen, verlassen sich die Tiere ganz auf ihren feinen Tastsinn und ihr Gehör.

Auch stimmlich sind Eichhörnchen gut aufgestellt, denn sie verfügen über eine breite Palette an Lauten, die je nach Bedarf eingesetzt werden. Vornehmlich dienen diese Laute natürlich der Kommunikation mit anderen Hörnchen.

Ihrer feinen Nase haben sie es zu verdanken, dass sie verbuddelte Vorräte im Herbst wiederfinden. Selbst unter einer 20cm hohen Schneedecke können Eichhörnchen ihre zuvor angelegten Vorräte noch erschnüffeln. Aber nicht nur das, denn sie sind auch in der Lage den Reifegrad der Vorräte  mithilfe der Nase zu erkennen. 

Extremitäten

Als Baumbewohner sind Eichhörnchen auf kräftige Hinterbeine angewiesen. Um hohe, weite Sprünge und rasches Klettern zu gewährleisten sind diese besonders lang und mit kräftigen Muskeln ausgestattet. Als Besonderheit besitzen Eichhörnchen an den Vorderpfoten nur vier ausgebildete Finger. Der fünfte Finger (der Daumen) ist nur andeutungsweise vorhanden und dient dem Halten der Nüsse. Die Finger sind mit extrem scharfen Krallen ausgestattet und enorm beweglich. Dies kommt unseren Kobolden beim Empor- und Hinabklettern von Bäumen zugute. Eichhörnchen besitzen die wundervolle Eigenart kopfüber einen Baum hinabklettern zu können, was ihnen einen Vorteil bei der Flucht verschafft. Da Eichhörnchen zu den Sohlengängern gehören, kann man ihre Spuren im Schnee sehr gut von anderen Tieren unterscheiden.

Eichhörnchenfüße sind verhältnismäßig groß und besitzen scharfe Krallen.

Geschlechtsunterschiede

Eichkater

Eichkatze

Das Geschlecht lässt sich bei Eichhörnchen nur bei genauerem Hinsehen erkennen. Bei den Weibchen ist der Abstand zwischen der Genital- und Analöffnung wesentlich geringer als bei den männlichen Tieren. Ungeübte können den Unterschied am besten erkennen, wenn sie zwei unterschiedliche Geschlechter nebeneinanderhalten. In der Paarungszeit sind bei den Männchen jedoch die Hoden gut zu sehen, so dass sich die Unterscheidung der Geschlechter einfacher gestaltet. Eichkatzen bilden zur Paarungszeit ein ausgeprägtes Gesäuge aus.

Zähne

Vor diesen spitzen und messerscharfen Zähnen sollte man sich lieber in Acht nehmen. Eichhörnchen sehen vielleicht niedlich aus, können aber sehr herzhaft zubeissen. Gerade wenn man sie fester hält als ihnen angenehm ist, wissen sie sich durch einen kernigen Biss gut zu helfen 

Zum Aufnagen der Nüsse besitzen Eichhörnchen im Ober- und Unterkiefer jeweils zwei Nagezähne, welche mit einem harten Zahnschmelz überzogen sind. Die unteren Zähne können aufgrund eines geteilten Unterkiefers gespreizt werden, wodurch die Hörnchen in der Lage sind, das Nussinnere bei Bedarf ( auch ohne die Nuss zu knacken ) herauszuholen. Die Zähne nutzen sich beim Aufnagen ab und bleiben so messerscharf. Sie können in einem Jahr bis zu 15cm nachwachsen. Dies ist möglich, da die Nagezähne nicht bewurzelt sind. Durch den täglichen Gebrauch würden sich die Nagezähne sonst abnutzen. 

Gepflegt werden diese indem Eichhörnchen abgenagte Zweige in den Mund nehmen, den Kopf zurückziehen und somit den Zweig durch die Zahnzwischenräume ziehen. Sichtbar sind nur die Nagezähne. Danach klafft eine Zahnlücke, welche man Diastema nennt. Eckzähne und vorderen Backenzähne sind nicht veranlagt. Es folgen die hinteren Backenzähne welche bewurzelt sind. Die durch Muskeln beweglichen Nagezähne erlauben es den Tieren die Schneidezähne zu spreizen und diese wie ein Pinzette einzusetzen. Mit Hilfe dieses Tricks holen sich die Tiere das Nussinnere durch ein kleines Loch aus der Schale heraus. Das Knacken der Nüsse muss von Eichhörnchen erst gelernt werden. Zwar ist die Verhaltensweise angeboren, jedoch brauchen junge Eichhörnchen erst Übung um die Nüsse effizient öffnen zu können. Anfangs stellen sich viele Eichhörnchen etwas ungeschickt an. 

Zahnpflege
zaehne1
Erst wird ein Zweig abgenagt
zaehne2
Dann werden Zähne geputzt

Losung

Eichhörnchenlosung besteht aus rundlichen Einzelkötteln. Die Farbe variiert je nach Futter von braun bis schwarz, die Konsistenz ist ähnlich derer von Kaninchenkot. Je älter die Tiere,  desto größer und länglicher sind auch die einzelnen Kügelchen. Zur Veranschaulichung zeige ich hier Bilder verschiedener Lebenswochen. Der abgebildete Sonnenblumenkern dient als Größenvergleich. Weitere Bilder sind „in Arbeit“

Alterswoche 6

Alterswoche 8

Zutraulichkeit

Eichhörnchen werden extrem zahm und anhänglich, wie in diesem Video gut zu sehen ist. Das hier gezeigte Hörnchen war weder krank, noch narkotisiert, noch stand es es unter Valium ! Der kleine Eichkater lag einfach nur glücklich da und hat sich so richtig durchkraulen lassen … Fairerweise sei hinzugesagt, dass es sich bei diesem Eichkater um eine Handaufzucht handelt.

Nagespuren von Eichhörnchen:

Du kannst dir sicher sein, dass du Eichhörnchenbesuch hast, wenn du folgende Dinge auf dem Boden vorfindest:  

Abgenagte Zapfen, aufgenagte Wal-, Erd-, und Haselnüsse & geknackte Sonnenblumenkerne
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